Affektverflachung und Emotionslosigkeit

Affektverflachung ist die Verminderung der affektiven Ausdrucksformen.

 

Affektverarmung ist wenn nur einzelne Affekte betroffen sind.

 

Wenn eine Person davon betroffen ist, kann sie nicht mehr so gut Gefühle empfinden und auf Gefühle reagieren. Sie kann daher distanziert, gleichgültig, kühl oder uninteressiert wirken. Zum Beispiel bei Depressionen kann es dazu kommen (oder auch bei Schizophrenie).

 

Für Partner, liebe Familienangehörige und Freunde kann das dann schwierig sein. Wenn sie sich z.B. freuen über ein schönes Ereignis (z.B. Geburt eines Kindes, Beförderung), aber auch im kleineren Rahmen (z.B. Ausflug machen, von Hobby erzählen etc.) und die positiven Gefühle von der von Ihnen geliebten Person nicht wahrgenommen werden können bzw. die Freude nicht gezeigt werden kann, dann kann man sich enttäuscht fühlen.

Genauso, wenn etwas Unangenehmes passiert und keine Anteilnahme da zu sein scheint.

 

Ich versuche ein mögliches Problem als Beispiel zu veranschaulichen. Nehmen wir ein Paar: Partner 1 ist erkrankt mit Affektverflachung und Partner 2 wird mit Partner 1 zu einer Hochzeitsfeier der Schwester  eingeladen.

Partner 2 freut sich, weil die Schwester verliebt und glücklich ist.

Partner 1 kann keine Freude zeigen, lächelt nicht, zeigt keinen Enthusiasmus.

Partner 2 ist erstmal leicht irritiert, fragt sich was mit Partner 1 los ist. Da sich Partner 1 weiter nicht freut, fragt Partner 2 nach, ob alles ok ist. Ob sich Partner 1 nicht freut.

Partner 1 reagiert nicht besonders drauf. Sagt vielleicht sogar ab und will nicht auf die Hochzeitsfeier.

Partner 2 versteht das nicht. Die geliebte Schwester heiratet. Wie kann man sich da nicht freuen?

Partner 1 ist alles zu viel, spürt die eigenen Gefühle nicht, die positiven Gefühle von Partner 2 sind weit entfernt und klingen nicht an.

Partner 2 versucht mehr Partner 1 zu überzeugen mitzukommen. Ist irritiert, enttäuscht, verärgert, versucht es mit Geduld, macht seinem Ärger Luft - egal was versucht wird Partner 1 spürt die Gefühle immer noch nicht und wirkt kalt und desinteressiert.

Partner 2 nimmt es persönlich. Es tut weh und ist enttäuschend.

Partner 1 spürt weiter kaum Gefühle und kann auch darauf nicht adäquat eingehen. Es ist nicht böse gemeint. Wären die Gefühle da, würden sich beide Partner sehr über die Hochzeitsfeier freuen. Aber da sie nicht da sind versteht/fühlt Partner 1 nicht, warum/daß Partner 2 wütend und enttäuscht ist und spürt keine Gefühle (auch nicht Positive wie Liebe, Vertrauen zu Partner 2) und hat damit keinen Elan etwas an der Situation zu ändern.

Partner 2 merkt derweil, daß sich nichts ändert. Missinterpretiert mit Pech die Affektverflachung als Desinteresse. Die Gefahr ist: weiß Partner 2 nicht, dass Partner 1 an Affektverflachung leidet, kann es zu Feindseligkeit bis zum Beziehungsabbruch kommen. Während der Affektverflachung kann es sein, dass Partner 1 inaktiv bleibt und die Situation so hinnimmt. Kommt sie aus der Phase heraus kann der Schaden groß sein und die seelischen Schmerzen und Enttäuschungen auch.

 

Wenn man das weiß kann Partner 2 erstmal durchatmen. Partner 1 kann Hilfe bekommen. Und Partner 2 sollte sich auch einen Redepartner holen. Z.B. Angehörigengespräche beim Psychologen/Psychiater können helfen, daß beide Seiten sagen können, wie sie es empfinden mit dem Psychologen/Psychiater als Übersetzer/Vermittler.

Geht das nicht kann oder braucht es mehr kann Partner 2 auch psychologische Hilfe beantragen. In Deutschland sind probatorische Sitzungen eine Möglichkeit.

 

Häufig bei Depressionen, die nach Erleben eines Traumas auftreten kann ist das Gefühl der innere Leere. Man hat vielleicht das Gefühl der Gefühllosigkeit. Es fühlt sich an als könne man keine Gefühle spüren: weder Positive, wie Freude, noch Negative. Und gleichzeitig ist es sehr unangenehm. Ein Zustand der schwer auszuhalten ist.

Eine Person in dieser Situation scheint zu nichts zu begeistern zu sein. Auf die Frage "wie geht es dir?" hat sie keine Antwort. Die Person kann desinteressiert und gelangweilt wirken.

Das kann einen Angehörigen wütend, frustriert und hilflos machen. Weder lieb zureden, etwas Schönes organisieren, Wut noch irgendetwas helfen.

Die betroffene Person wiederum kann meist nicht erklären was los ist. Zumindest nicht, wenn es erstmals auftritt. Es ist ein sehr unangenehmes Gefühl und kann zu Suizidgedanken führen. In diesem Fall hole dir bitte Hilfe, auch wenn du das Gefühl hast es würde eh Niemanden interessieren. Du bist es wert, auch wenn du es vielleicht grad nicht fühlst. Menschen um dich herum lieben dich, auch wenn du es grad weder spüren noch sehen kannst. Hol dir Hilfe!